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18 August 2025

Good Chocolate Hub an der EuroBean Chemnitz – ehrliche Schokolade, Aufklärung und das Erbe von Karl Marx

Chemnitz – die Stadt, die vielen vor allem über das riesige Karl-Marx-Denkmal bekannt ist. Noch immer thront “Nischel”, wie ihn die Chemnitzer:innen liebevoll nennen, ernst über dem Platz. Ganz in seiner Nähe, im beeindruckenden Industriemuseum, fand vor zwei Wochen das EuroBean Festival statt – das grösste Bean to Bar Schokoladenfestival Deutschlands und in diesem Jahr das erste Mal auch mit uns, vom Schweizer Good Chocolate Hub, mittendrin.

Für mich fühlte es sich fast ein bisschen an, als würden wir unsere grosse Schwester besuchen: Während unser ehrundredlich Schoggifestival im Frühling ein feines, eintägiges und bewusst kleines Fest ist, entfaltete die EuroBean ein wahres Schokoladen-Universum – drei Tage voller Genuss, spannender Diskussionen und echter Begegnungen. Mit stolzen 50 Aussteller:innen aus 22 Ländern zeigte das Festival die internationale Vielfalt der Bean-to-Bar-Schokoladenszene. Besonders gefreut habe ich mich über unsere vier Schoggifestival-Gschpänli aus der Schweiz, die ebenfalls mit dabei waren: Kürzi Kakao, Treegether, Cacao de Corazon und Musa Cacao.

Was die EuroBean – genauso wie unser Schoggifestival ehrundredlich – so besonders macht, ist zum einen der direkte Kontakt: An den Ständen stehen meist nicht einfach Verkäufer:innen, sondern die Gründer:innen und Macher:innen selbst, wie Peggy und Patrick Walter von Choco Del Sol, denen wir dieses inspirierende Festival überhaupt verdanken. Zum anderen ticken diese beiden Festivals auch bewusst anders als viele klassische Genussmessen: Hier geht es nicht nur ums Verkaufen, sondern auch um Aufklärung und Sensibilisierung. Viele Besucher:innen haben das in unserem Gästebuch festgehalten – mit Einträgen wie: „Genuss und fairer Handel“, „Weniger ist mehr“ oder „faire Bezahlung und faire Wertschöpfungskette für alle Beteiligten“. Dieser Spirit macht den Unterschied – und motiviert uns jedes Jahr aufs Neue.

Als Vertretung unserer kleinen Schweizer NGO war ich neugierig: Wie würden die Menschen in Deutschland auf unsere Mission reagieren, das Thema Kakaoproduktion und alles, was daran hängt, verständlich zu machen? Die Antwort: mit unglaublichem Interesse und echter Wertschätzung! Viele Besucher:innen haben sich nach unserer Einführung bedankt, oft mit Aha-Momenten – besonders dann, wenn wir über die problematischen Themen wie Kinderarbeit, Entwaldung oder den Zusammenhang von Marktmacht und globaler Verantwortung gesprochen haben. Spürbar auf Interesse stiess auch der Kontext, dass in der Schweiz nicht nur grosse Marken ihren Sitz haben, sondern dass gerade diese Unternehmen mit ihrer Marktmacht wichtige Weichen für die Zukunft des Kakaosektors stellen – und Konsument:innen mehr Einfluss haben, als vielen bewusst ist.

Ein echtes Highlight war für viele unser Metate – die traditionelle Steinplatte zum Mahlen der Kakaobohnen. Immer wieder versammelte sich eine neugierige Traube, wenn eine Besucherin oder ich den Moment zelebrierten in dem die Bohnen plötzlich intensiv nach Schokolade duften. Die Begeisterung war ansteckend.

Wir waren eine der wenigen NGOs im Ausstellerfeld und konnten gerade deshalb – zwischen Verlockung der süssen Kostproben – viele Besucher:innen für die Hintergründe der Schokolade sensibilisieren, für Fragen wie: Warum ist die handgemachte “Bean to Bar”-Schokolade hier teurer? Was hat das mit existenzsichernden Einkommen, Umweltschutz und Politik zu tun? Warum braucht es Gesetze, nicht nur freiwillige Programme – und warum ist Deutschland der Schweiz da gerade voraus (Stichwort Lieferkettengesetz)? Der grossen Frage „Was soll’s denn kosten“ durfte ich an einer öffentlichen Präsentation vom Good Chocolate Hub nachgehen.

Abseits der Festivaltrubels gönnten wir uns natürlich noch einen kleinen Ausflug zum Karl-Marx-Denkmal. Der finstere Blick des Denkmals passte – traurig aktuell – zum Thema, das uns beschäftigt: Weltweite Missstände und moderne Sklaverei, leider auch im Kakaosektor. Er mahnt – einst wie heute: “Proletarier(:innen) aller Länder vereinigt euch!” Und vielleicht blickt Marx so streng, weil noch immer vieles nicht so ist, wie es sein sollte. Gleichzeitig zeigen das Denkmal und das umliegende Ensemble, wie relevant Auseinandersetzung mit Geschichte bleibt – auch und gerade beim Thema ehrliche Schokolade.

Am Ende der drei Tage blicke ich dankbar zurück: Für inspirierende Gespräche, neue Kontakte, viel fachlichen Austausch und das Bewusstsein, dass Aufklärung mehr bewegen kann als jede Tafel Schokolade allein. Herzlichen Dank an Peggy und Patrick Walter und alle Gastgeber:innen von Choco Del Sol für die Einladung und dass ihr die EuroBean organisiert – wir kommen gerne wieder!

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