
Der Kakaosektor ist mit erheblichen Menschenrechtsproblemen konfrontiert, wobei Kinderarbeit das am weitesten verbreitete und schwerwiegendste Problem darstellt. Trotz der Bemühungen, diese Probleme anzugehen, bestehen sie aufgrund komplexer sozioökonomischer Faktoren und unzureichender Praktiken der Branche fort. Kinderarbeit ist in den Kakaoanbauregionen, insbesondere in Westafrika, nach wie vor ein großes Problem.
Allein in Côte d’Ivoire und Ghana arbeiten etwa 1,56 Millionen Kinder auf Kakaofarmen, wobei viele von ihnen gefährliche Arbeiten verrichten (Definition gefährliche Kinderarbeit). Diese Kinder, von denen einige erst fünf Jahre alt sind, verrichten oft gefährliche Tätigkeiten wie das Versprühen gefährlicher Pestizide, das Ernten von Kakaobohnen mit scharfen Macheten und das Tragen schwerer Lasten von Kakaobohnen. Diese Arbeit birgt nicht nur unmittelbare körperliche Risiken, sondern hat auch langfristige Auswirkungen auf die Bildung, die Gesundheit und die allgemeine Entwicklung der Kinder. Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass Kinderarbeit in der Kakaoproduktion weit verbreitet ist. Ein Hauptgrund ist die Armut, denn die meisten Kakaofamilien leben weit unter der Armutsgrenze, sodass sie auf die Arbeit ihrer Kinder angewiesen sind, um ihre Betriebe zu erhalten.
Mangelnder Zugang zu Bildung ist ein weiteres Problem: In einigen Kakaoanbauregionen gehen etwa 30 % der auf den Farmen arbeitenden Kinder nicht zur Schule. Auch das geringe Bewusstsein der Landwirte über die mit bestimmten Aufgaben verbundenen Gefahren oder die Bedeutung von Bildung spielt eine Rolle. Außerdem kann der Arbeitskräftemangel in der Hochsaison die Bauern und Bäuerinnen dazu veranlassen, Kinder zu beschäftigen. Trotz der Zusagen der großen Schokoladenhersteller, Kinderarbeit abzuschaffen, sind nur langsam Fortschritte zu verzeichnen. Das 2001 unterzeichnete Harkin-Engel-Protokoll sah vor, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit im Kakaoanbau bis 2005 zu beenden. Dieses Ziel wurde jedoch wiederholt verfehlt, und auch das jüngste Ziel, die Kinderarbeit bis 2020 um 70 % zu reduzieren, wurde nicht erreicht. Neben der Kinderarbeit, die das grösste Problem darstellt, gibt es weitere Menschenrechtsprobleme im Kakaosektor wie Zwangsarbeit und Menschenhandel, geschlechtsspezifische Ungleichheit und Diskriminierung, schlechte Arbeitsbedingungen und Sicherheitsrisiken sowie unzureichende Löhne und Lebensstandards für die Farmer:innen.
Die Behandlung von Menschenrechtsverletzungen im Kakaosektor erfordert einen vielschichtigen Ansatz. Dazu gehören die Einführung solider Sorgfaltspflichtensysteme für die Lieferketten, die Sicherstellung eines existenzsichernden Lohns für die Kakaofarmer:innen, die Verbesserung des Zugangs zu Bildung für Kinder, die Sensibilisierung der Kakaofamilien für die Gefahren der Kinderarbeit, die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Branchenakteuren und Organisationen der Zivilgesellschaft. Für einen dauerhaften Wandel sind nachhaltige Anstrengungen, Transparenz und Verantwortlichkeit aller Beteiligten in der Kakaolieferkette erforderlich.
Quellen
International Cacao Initiative (ICI): Child labour in cocoa.
Schweizer Platform für Nachhaltigen Kakao (2024): Kinderarbeit im Kakaosektor – Perspektiven und Lösungsansätze, Thememdossier.
EU Commission (2021): Ending Child Labour and Promoting Sustainable Cocoa Production in Côte d’Ivoire and Ghana.
Inkota (2019): Menschenrechtsverletzungen im Kakaoanbau – Warum wir ein Lieferkettengesetz brauchen.
Weiterführende Links
SRF Rundschau (2024): In Schweizer Schoggi steckt Kinderarbeit.
NDR Doku (2024): Das Märchen von der sauberen Schokolade. (nur abrufbar in Deutschland)
UNICEF Schweiz: Kinderarbeit im Kakaoanbau – es braucht umfassende und nachhaltige Lösungen.