Es ist wieder passiert, ein neuer Skandal im Schokoladen-Sektor findet den Weg an die Öffentlichkeit. Gerade wurde diese Recherche veröffentlicht: “Nachhaltig vergiftet: Wie Lindt & Sprünglis Kakaobäuer:innen hochgiftigen Pestiziden ausgesetzt sind”.
Giftige Pestizide in der Schokolade-Lieferkette
Die aktuelle Recherche deckt auf: Auf Kakaoplantagen in Ghana, die Lindt & Sprüngli beliefern, werden hochgiftige Pestizide eingesetzt, darunter Substanzen, die in der Schweiz längst verboten sind – wie Imidacloprid und Bifenthrin. Diese Wirkstoffe können die Funktion des menschlichen Nervensystems beeinträchtigen und Fortplfanzungs- sowie insbesondere die Entwicklungsfähigkeit schädigen. Besonders alarmierend: Die Bäuerinnen und Bauern tragen dabei keine ausreichende Schutzkleidung. Obwohl die Firma Lindt in ihrem Nachhaltigkeitsprogramm strenge Standards propagiert, zeigt die Praxis, dass diese nicht ausreichend funktionieren.
In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Konzernverantwortungsinitiative, zuerst aufgegriffen hat sie der Tages-Anzeiger. “Vom warmen Büro in Kilchberg aus kann man den Pestizideinsatz in Ghana nicht eindämmen,” wird der Good Chocolate Hub darin zitiert.
Ein Schweizer Agrar-Trio in der Verantwortung
Aktiv mitverantwortlich für diese Situation ist das agrarindustrielle Schweizer Trio Syngenta-Ecom-Lindt! Syngenta und deren Tochterfirma produziert das giftige Pestizid, der Rohstoffhändler Ecom Trading verkauft das Pestizid an die Bauernfamilien und kauft Kakao, Lindt kauft die Kakaobohnen und macht damit Schweizer Schokolade. Das funktioniert so:
Lindt überträgt die Verantwortung vor Ort an Zwischenhändler wie den Schweizer Kakaohändler “Ecom Trading”, der den Bäuerinnen und Bauern Agrochemikalien und Pestizide direkt verkauft und gleichzeitig Nachhaltigkeitsschulungen durchführt. Zwar gibt Lindt vor, den Pestizideinsatz zu minimieren und Schutzkleidung vorzuschreiben, doch Kontrolle und Umsetzung lassen sich kaum überprüfen. Ecom-Mitarbeitende hatten sogar Ziele für den Verkauf der firmeneigenen Pestizidmarken, was die Abhängigkeit der Bauern verstärkt hat. Die firmeneigenen Pestizide wiederum stammen mitunter von Syngenta und der Syngenta-Gruppe.
Die Doppelmoral von Lindts Glanz-und Gloria-Image
Lindt sieht das Problem als „strukturelles Branchenproblem“, das auf Armut, Bildungsdefizite und fehlende staatliche Kontrollen zurückzuführen sei. Natürlich stimmt es, dass Lindt ein prominentes Beispiel ist für den unsachgemässen Pestizideinsatz in der gesamten Branche.
Die Verantwortung abschieben zu wollen, unterstreicht allerdings die Doppelmoral. Denn: Seit Jahren sagen die Schoggifirmen den Kakaoanbauenden, sie müssen nur mehr produzieren, um trotz tiefen Preisen ihre Existenz zu sichern. Deshalb haben sie Pestizide und Dünger forciert und damit einen neuen lukrativen Geschäftszweig aufgebaut, der die Gesundheit der Bauernfamilien zusätzlich belastet. Sicherheit und Nachhaltigkeit bleiben damit auf der Strecke.
Echte Veränderung braucht auch für Big Chocolate direkte Beziehungen, den Willen zur Transparenz – und: gesetzliche Regulierungen, die für alle gelten.
Die gute Nachricht: Es gibt drei Dinge, die DU tun kannst!

Foto: Francis Kokoroko
Warum politische Arbeit entscheidend ist
Diese Recherche verdeutlicht eindrücklich, warum politische Arbeit und Advocacy im Kakaosektor wichtig sind. Beim Good Chocolate Hub setzen wie uns dafür ein, Missstände wie den unsachgemässen Pestizideinsatz, sichtbar zu machen, die Verantwortung politisch einzufordern und Zusammenhänge aufzuzeigen.
Als Teil der Konzernverantwortungsinitiative fordern wir transparente Lieferketten, faire Bedingungen und Umweltschutz – als Mitglied der Plattform für nachhaltigen Kakao setzen wir uns für deren Umsetzung ein, dort, wo die politische und wirtschafltiche Verantwortung liegt. Damit Menschenrechte und Nachhaltigkeit auch in der süssen Schokoladewelt Vorrang haben.


