Habt ihr auch schon von den sogenannten Alternativen zu Kakao gehört? Sie seien günstiger und nachhaltiger als richtiger Kakao. Ist das so?
Auf der Suche nach Plan B
Gerade jetzt, wo der Kakaosektor vor grösseren Herausforderungen denn je steht – Klimawandel, Preisschwankungen, Schadbefall, Abholzung, Menschenrechtsverletzungen, schlechte Ernten – suchen Foodtech-Startups und grosse Player im Sektor längst nach anderen Wegen zur Schokolade. Barry Callebaut zum Beispiel arbeitet mit der ZHAW zusammen, während Lindt in Unternehmen wie FoodBrewer investiert. Besonders im Fokus stehen dabei pflanzenbasierte Alternativen – etwa fermentierte Hafer- oder Sonnenblumenkerne, Ackerbohnen, Gerste oder sogar Carob. Durch Pärzisionsfermentation und ähnliche Verarbeitungsschritte wie bei Kakao entstehen Produkte, die Schokolade erstaunlich nahekommen können. Parallel dazu gibt es Entwicklungen im Bereich des zellbasierten Kakaos, bei dem Kakao-Bestandteile im Labor kultiviert werden.
Übernehmen Kakao-Alternativen den Markt?
Ein Kakaobauer aus Ghana hat mich vor ein paar Wochen besorgt gefragt, wohin denn diese Reise hingehen soll, und was das für ihn bedeute, als er von den hohen Investitionssummen in Kakao-Alternativen gelesen hat. Das fragen wir uns auch. Während die einen Foodtech-Startups beruhigen und unterstreichen, dass die Kakaobauernfamilien nicht ersetzt werden können, zielt die Aussage von Peter Feld, CEO von Barry Callebaut, gestern in der NZZ in eine andere Richtung: “Solche Alternativen werden die Kakaobohne nicht ersetzen. Aber sie werden längerfristig einen erheblichen Teil des Marktes ausmachen.”
Lösung oder Ablenkungsmanöver?
Allerding versprechen diese Ansätze nur für die Industrie weniger Abhängigkeit von Kakao, Nutzung regional verfügbarer Rohstoffe und klimafreundlichere Lieferketten. Für sie sind ist das spannend, weil sie sich in bestehenden Schokoladenprozessen einsetzen lassen.
Doch die entscheidende Frage bleibt: sind solche Alternativen wirklich ein Ausweg für den Kakaosektor – oder vielmehr ein bequemes Schlupfloch für eine Industrie, die seit Jahrzehnten zentrale Probleme wie Armut, Kinderarbeit und Abholzung nicht ernsthaft löst? Wer Alternativeprodukte in der Schokoladenprodution forciert, läuft Gefahr, Millionen Kakaobäuer:innen ihre Lebensgrundlage zu entziehen – während die eigentlichen Ursachen der Krise unangetastet bleien. Geht es hier also um eine nachhaltige Lösung – oder nur um ein weiteres Ablenkungsmanöver, das die Verantwortung auf dem Rücken der Produzent:innen ablädt? Oder sind Kakao-Alternativen tatsächlich nur eine interessante Nische, die den “echten Kakao” niemals verdrängen wird?
Zukunft der Schokolade – was meint ihr?
Habt ihr schon einmal eine Alternative zu Schokolade probiert? Könntet ihr euch vorstellen, dass zum Beispiel fermentierte Sonnenblumenkerne eine echte Alternative zum Kakao sein könnten?
Wir halten euch auf dem Laufenden, wie es bei dem Thema weitergeht.