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24 Juli 2025

Persönliche Eindrücke von der Ethical Chocolate Tour in Zürich

Verfasst von Denis Sabardine

Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, an der Ethical Chocolate Tour in Zürich teilzunehmen – eine wunderbare Gemeinschaftserfahrung mit Verkostungen, die mir eindrucksvoll gezeigt hat, was engagierter und ethischer Konsum wirklich bedeutet und wie viel Einfluss jeder und jede von uns durch den täglichen Einkauf haben kann.

Die Tour, organisiert in Zusammenarbeit von Detours Zürich und dem Good Chocolate Hub, veranschaulicht eindrücklich, wie wichtig unser Konsum ist – sowohl auf lokaler Ebene durch die Unterstützung von Handwerk als auch an den Ursprüngen unserer Lebensmittel, auch dort, wo Kakao angebaut wird.

Schokolade zu essen bedeutet Verantwortung, wenn man ihre Geschichte, die komplexe Wertschöpfungskette und den Weg von der Kakaobohne zur fertigen Tafel versteht. Die Tour macht auf zahlreiche Herausforderungen aufmerksam: Klimawandel und Verlust der Biodiversität, ungleiche Einkommensverteilung, Marktkonzentration (viele Produzentinnen, wenige Händler, einige grosse Produktionsfirmen und Milliarden von Konsumentinnen), Menschenrechtsfragen und Gleichberechtigungsaspekte. Diese Tour verändert garantiert die Art und Weise, wie man Schokolade kauft und geniesst.

Die grossindustrielle Massenproduktion ist langfristig nicht nachhaltig, doch einige Akteur:innen entwickeln bereits alternative Geschäftsmodelle, die Fairness, Verantwortung, Ethik und Umweltfreundlichkeit fördern. Die Tour vermittelt kein Schuldgefühl, sondern möchte Bewusstsein schaffen und zeigen, wie man ein bewussterer Konsument:in werden kann.

Diana von Detours Zürich sowie Andrea und Evelyn vom Good Chocolate Hub begleiteten uns während der dreistündigen Tour mit viel Freude und Inspiration.

Die Tour beginnt im Laden von Gebana, der ethisch gehandelte Produkte wie Kaffee, Nüsse, Kokosnuss und natürlich Schokolade anbietet. Gebana arbeitet direkt mit lokalen Produzentinnen zusammen und unterstützt Gemeinschaftsprojekte. Mit dem Ziel, die „Regeln“ im Handel zu verändern, ist Gebana politisch engagiert und pflegt direkten Kontakt zu den Farmerinnen.

Während des Workshops erhält man eine historische Einführung in den Kakao sowie eine Analyse anhand eines „Kakao-Problembaums“. Andrea und Evelyn berichten von der langen Geschichte und kolonialen Ausbeutung, wie der Kakao in die Schweiz gelangte und dort durch cleveres Marketing unter anderem zum „Schweizer Produkt“ wurde. Kannst du dir vorstellen, welche Marketingstrategien hier im Spiel waren? Ausserdem erfährt man, dass Farmer:innen nur etwa 6% des Verkaufspreises einer Tafel Schokolade erhalten – weit entfernt von einem existenzsichernden Einkommen, selbst bei fair gehandelten Produkten, da Händler und Käufer die Gewinne oft nicht gerecht teilen. Da viele „Big Chocolate“-Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz haben, wirft das Fragen zu unserem Schokoladengenuss auf.

Nach diesem komplexen Überblick folgt die Schokoladenverkostung. Mit einem „Aroma-Rad“ erkunden die Teilnehmenden unterschiedliche Geschmacksprofile, bevor sie verschiedene Bean-to-Bar-Schokoladen probieren. Und es gab eine ganz besondere Überraschung, die ich zuvor noch nie verkostet hatte: Kakao-Saft – also der Saft aus dem Fruchtfleisch rund um die Kakaobohnen. Schon mal probiert?

Der nächste Halt der Tour führt zur Garçoa, einer kleinen Schokoladen-Manufaktur etwas ausserhalb der Stadt (gegründet 2016, 7 Mitarbeitende, ca. 200 Tafeln Produktion pro Tag). Garçoa legt den Fokus auf den echten Geschmack der Schokolade und stellt diese in ihrer reinsten Form her, direkt verbunden mit lokalen Terroirs und einzelnen Farmen – ausschließlich aus Bohnen und Zucker, ohne Zugabe von Kakaobutter. Die Produktion ist geprägt von Transparenz, Vertrauen, nachhaltiger Gemeinschaftsentwicklung und hohen ethischen Standards. Während einer geführten Fabrikbesichtigung werden alle sorgfältig durchgeführten Arbeitsschritte vom Rösten der Bohnen bis zur Gestaltung der Verpackung erklärt. Garçoa steht beispielhaft für einen Bean-to-Bar-Ansatz und ein engagiertes Geschäftsmodell, das auf Resilienz setzt und Ungerechtigkeiten in der Branche vorbeugt.

Die zentrale Botschaft der Tour ist eindeutig: „Weniger ist mehr und besser“ – für dich als Konsument:in, für die Schokolade und für die Farmerinnen. Es ist eine neue Philosophie, die klein beginnt, aber grosse Wirkung entfalten kann. Diese Tour verkörpert die Mission des Good Chocolate Hub in besonderer Weise: neue Wege eröffnen, unterschiedliche Perspektiven aufzeigen und komplexe Zusammenhänge in der Schokoladenwelt verständlich machen. Die Arbeit geht weiter – und ich freue mich persönlich darauf, Teil dieser positiven Veränderung zu sein.


Möchtest du bei der Ethical Chocolate Tour dabei sein? Dann melde dich jetzt an und werde Teil dieses einzigartigen Erlebnisses!

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